ART, PEP, PreP oder doch Safer-Sex?
Inzwischen gibt es verschiedene Methoden sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Jede hat ihre Vor- und Nachteile.
Spätestens seit 28.Jänner 2008 wissen wir, dass Safer-Sex nicht die einzige Möglichkeit ist eine HIV-Infektion zu vermeiden. An diesem Tag flimmerte die Nachricht über die Bildschirme, dass therapierte HIV-positive Patienten nicht mehr infektiös sind – aber zurück zum Anfang.
Safer-Sex: Bereits wenige Jahre nach dem ersten Auftreten von AIDS konnten Wissenschaftler nachweisen, dass es sich bei dem plötzlich auftretendem Immunmangelsyndrom um eine Virusinfektion handelt, die unter anderem auf sexuellem Weg übertragen wird. Rasch wusste man auch, wie diese Infektion verhindert werden kann: Safer-Sex war geboren. Mehr als 10 Jahre stellte Safer-Sex und somit die Verwendung von Kondomen und das Vermeiden von Sperma auf Mund-, Rachen-, Vaginal und Mastdarmschleimhaut die einzige Möglichkeit dar, eine Übertragung von HIV zu verhindern.
PostExpositionsProphylaxe (PEP): 1997 konnte erstmalig wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass die rasche nachträgliche 4-wöchige Einnahme von HIV-Medikamenten das Risiko einer HIV-Übertragung drastisch senken kann. Anfangs nur nach Stich- und Schnittverletzungen von medizinischen Personal eingesetzt, etablierte sich die PEP auch bald nach sexuellen Risikosituationen. Inzwischen gibt es auch in den Guidelines der Europäischen AIDS-Gesellschaft (EACS) Richtlinien, wie und wann eine PEP nach einem sexuellen Risiko eingesetzt werden soll.
Antiretrovirale Therapie (ART) als Prävention: mehr als 10 Jahre nach Etablierung der PEP ließen Schweizer Forscher der Eidgenössischen AIDS-Kommission (EKAF) aufhorchen: Sie kamen zur Erkenntnis, dass optimal behandelte HIV-positive Patienten unter bestimmten Bedingungen kein HIV-Infektionsrisiko darstellen. Voraussetzung ist, dass beim HIV-positiven Partner mindestens seit 6 Monaten keine Viren im Blut und keine anderen sexuell übertragbare Krankheiten nachweisbar sind, dass er seine Medikamente regelmäßig schluckt und seine Laborkontrollen (Viruskonzentration/Viruslast) regelmäßig durchführen lässt.
PraeExpositionsProphylaxe (PreP): 2012, weitere 5 Jahre später kam es zu einer – für Fachleute weniger überraschenden – Medienmeldung: HIV-Medikamente können nicht nur nach (PEP), sondern auch vor einem möglichen Risiko eingenommen dieses mehr oder weniger deutlich senken. Für diesen Einsatz ist allerdings erst ein Medikament (Truvada®) in einigen Ländern außerhalb Europas zugelassen. Zur Zeit gibt es 2 Möglichkeiten die Medikamente einzunehmen: täglich morgens oder „anlassbezogen“. Die anlassbezogene Einnahme erfolgt am Tag des möglichen Risikos (2 Tabletten) und jeweils eine Tablette am Tag und am Folgetag danach. Für die anlassbezogene Einnahme besteht allerdings weltweit noch keine Zulassung.
Zu beachten ist, dass PEP, PreP und ART als Prävention zwar das HIV-Infektionsrisiko, allerdings nicht die Übertragung aller anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) reduziert. HIV-Behandler sehen daher ein deutliches Ansteigen anderer sexuell übertragbarer Krankheiten wie Syphilis, Tripper (Gonorrhoe), Chlamydien und in letzter Zeit auch Hepatitis C.
Welche Präventionsstrategie für wen die beste ist muss wohl jeder selbst entscheiden. Dieser Artikel soll eine kleine Hilfe dabei bieten.