10 Jahre EKAF
Vor genau 10 Jahre publizierte ein Schweizer Experten-Gremium erstmals, dass HIV-positive Menschen unter effektiver Therapie und mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze (sowie ohne weitere sexuell übertragbare Erkrankungen) das HI-Virus auf sexuellem Weg nicht übertragen können. Die Aussage ging als „EKAF-Statement“ in die Geschichte der HIV- Thematik ein.
Sie basierte auf der Kombination unterschiedlicher Aspekte: so lagen kleinere Studien mit heterosexuellen serodifferenten Paaren vor, bei denen keine Übertragungen beobachtet wurden, sofern die positiven PartnerInnen eine Therapie einnahmen. Beobachtungen aus San Francisco zeigten die deutliche Verringerung der HIV-Inzidenz bei schwulen Männern seit der Verfügbarkeit der Therapie 1996.
Ebenfalls bekannt war bereits, dass ein erheblicher Anteil der Übertragungen während der akuten HIV-Infektion der positiven PartnerInnen erfolgt, also ein Zeitpunkt an dem die Viruslast besonders hoch ist. Zusätzlich wusste man schon, dass auch die Wahrscheinlichkeit der Mutter-Kind-Übertragung mit der Viruslast und somit der HIV- Therapie in Zusammenhang steht. Kombiniert wurden diese Informationen z.B. mit biologischen Daten in Form von Messungen der Viruslast in Genitalsekreten, epidemiologischen Daten bzw. beobachteten Infektionen und Berechnungsmodellen zur Übertragungswahrscheinlichkeit und führten zu besagter Aussage.
Das gesamte EKAF-Statement von 2008 finden Sie unter folgenden Link: http://www.aids.ch/de/downloads/pdfs/EKAF-Statment_2008-05-089.pdf
Mittlerweile haben weitere Studien die Aussage bestätigt und weiter untermauert:
An der HPTN052-Studie nahmen ca. 1800 serodifferente überwiegend heterosexuelle Paare in mehreren Ländern teil. Es wurden keine Übertragungen bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze beobachtet, wie die Endauswertung 2015 aufzeigte.
Die Auswertung der europäischen PARTNER-Studie im Jahr 2016 zeigte Daten von ca. 550 heterosexuellen und 340 schwulen serodifferenten Paaren, bei denen die HIV-positiven PartnerInnen jeweils eine Viruslast unter 200 Kopien/ml hatten. Im gesamten Studienzeitraum wurde mehr als 58.000 Mal ungeschützter Anal- oder Vaginalverkehr angegeben, gleichzeitig wurde keine Übertragung innerhalb der Partnerschaften und somit bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze registriert.
2017 folgten die Ergebnisse der OppositsAttract-Studie. Hier hatten 343 schwule serodifferente Paare aus Australien, Bangkok und Rio de Janeiro teilgenommen, die HIV- positiven Partner ebenfalls mit einer Viruslast unter der Nachweisgrenze. Im Laufe mehrere Jahre gaben die Paare etwa 17.000 Mal Kondomfreien Analverkehr an, es kam zu keiner einzigen HIV-Infektion.
Während zu Beginn die Nichtinfektiosität unter der Nachweisgrenze viel diskutiert wurde, steht sie mittlerweile nicht mehr zur Debatte und ist „State oft the Art“- Wissen geworden.